Profit vor Patient*innenwohl – Helios erwirtschaftet Rekordgewinn

Kommentar zum ZEIT-Artikel „Weniger Ärzte, hohe Gewinne“

2020, während der Corona-Pandemie, hat Helios, der größte private Klinikbetreiber in Deutschland, 600 Millionen Euro Gewinn vor Steuern erwirtschaftet – bei sinkenden Patient*innenzahlen (minus 13%). Der Mutterkonzern Fresenius erwirtschaftete sogar 4,6 Milliarden Euro Gewinn vor Steuern. So schrieb es die ZEIT in ihrer Ausgabe vom 12. Mai 2021. Anlass für den Artikel war eine Gefährdungsanzeige von 20 Ärztinnen und Ärzten im Helios-Klinikum München – durch die dünne Personalbesetzung sei eine qualitativ hochwertige Patient*innenversorgung gefährdet, Fehler häufen sich. Von Seiten der Geschäftsführung wurde die Gefährdungsanzeige ignoriert – der Stellenabbau im ärztlichen Dienst ist von Fresenius so vorgesehen, um die Profitabilität des Unternehmens sicher zu stellen.

An diesem Beispiel zeigt sich einmal mehr, dass Gesundheitsversorgung nicht in private Hände gehört und schon gar nicht mit dem Erwirtschaften von Profiten verknüpft sein sollte. Das Wohl der Patient*innen steht nicht mehr im Mittelpunkt. Vielmehr werden die Versorgungsstrukturen so ausgelegt, dass mit der Gesundheitsversorgung von Menschen viel Geld verdient werden kann. Dabei ist es nicht das erste Mal, das Helios durch eine schlechte Personalbesetzung auffällt – bevor gesetzliche Untergrenzen für das Pflegepersonal festgelegt wurden, wurde auch hier deutlich an Personal reduziert. Da dies nun nicht mehr geht, wird sich anderen Personalgruppen gewidmet, obwohl es inzwischen eine ziemlich eindeutige Studienlage zu der Verbindung von einer schlechten Personalausstattung und einer damit einhergehenden erhöhten Sterblichkeit von Patient*innen sowie einer erhöhten Komplikationsrate gibt. Das Problem einer schlechten Personalbesetzung ist natürlich nicht nur in privaten Kliniken zu finden – auch öffentliche und frei-gemeinnützige Häuser haben in den vergangenen Jahren Personal eingespart. Um wettbewerbsfähig zu bleiben und nicht in die roten Zahlen abzurutschen, stehen sie im aktuellen Finanzierungssystem unter Druck, Geld mit der Patient*innenversorgung erwirtschaften zu müssen – und an „geeigneter“ Stellen zu sparen. Nützen tut das aktuelle System jedoch vor allen den privaten Häusern, da hier Profite erwirtschaftet und Gewinne an Aktionäre ausgeschüttet werden.

Inzwischen kann man Gedanken wie „der Markt wird es schon regeln“ oder „eine marktgesteuerte Gesundheitsversorgung sorgt für Effizienz und gleichzeitig eine gute Patient*innenversorgung“, welche als Befürwortung für die Privatisierung von Gesundheitsleistungen genannt werden, nur noch als realitätsfern einstufen. Wenn Helios ärztliche Stellen abbaut, sollte nicht die Frage der Profitabilität des Hauses ausschlaggebend sein sondern zunächst einmal, ob es den Patient*innen nützt. Dem scheint leider nicht so zu sein.

Apropos Effizienz: Ärgerlich kann man es auch finden, dass ein Grund, warum Helios so „grandiose“ Geschäftszahlen in 2020 erreichen konnte, die staatlichen Unterstützung, die sie erhalten haben, ist. Im März 2020 wurde im Zuge der Covid-19 Pandemie von Bundesgesundheitsminister Spahn die Freihaltepauschale eingeführt, wobei Kliniken für die Vorhaltung leerer Betten eine Pauschale erhalten konnten. Kein anderer Krankenhausbetreiber war dabei so geschickt, diese Hilfen für sich zu beanspruchen und hat laut Recherchen der ZEIT so viel staatliche Unterstützung erhalten wie Helios – Steuergelder, die nicht etwa ausschließlich in eine gute Patient*innenversorgung fließen sondern auch an private Aktionäre ausgeschüttet werden.

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